Die Ursprünge des Confiteor liegen jedoch nicht in der
Messe. Ab dem 9. Jahrhundert sind uns Fassungen überliefert, die bei der
sakramentalen Beichte gebraucht wurden. Oft enthielten sie einen langen
Sündenkatalog, ähnlich wie in einigen Ländern noch heute traditionellerweise
das persönliche Sündenbekenntnis in das Confiteor nach dem mea maxima culpa eingefügt wird. In dieser frühen Zeit stand der
standardmäßige Sündenkatalog allerdings noch an Stelle eines detaillierten
persönlichen Bekenntnisses. Bald, auch schon im 9. Jahrhundert, kommt ein
solches Sündenbekenntnis täglich in Prim und Komplet vor.
Von daher wird nun auch ein Confiteor in die Messe
übernommen. Bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts ist der entscheidende Übergang
abgeschlossen. In der ersten Zeit gab es dabei vielfach ein Gegenüber von
Priester und Diakon, das an das klösterliche, gegenseitige Bekennen erinnert.
So sprach in Cluny der Priester das Confiteor vor dem Altar an der
Evangelienseite inclinis contra diaconum
similiter inclinem [verbeugt zum Diakon, der ebenfalls verbeugt ist].
Ähnlich war es an vielen Orten, so bei den Kartäusern und im Missale von
Westminster, während in Sarum Diakon und Subdiakon rechts und links vom
Priester stehen und beide antworten. Letztere Form hat sich schließlich
durchgesetzt und wurde von Pius V. endgültig bestätigt und festgelegt.
Sofort ist das Confiteor
in der Messe mit dem Misereatur
verbunden, das auch Nichtgeweihte als
fürbittende Antwort sprechen durften. Auch das Indulgentiam, bzw. oft mit dem zweiten Wort Absolutionem beginnend, wurde von Anfang an in die Messe
aufgenommen, das in dieser Zeit und noch mehrere Jahrhunderte lang Ausdruck der
priesterlich-sakramentalen Lossprechung ist. Seit kurz vorher die Gewohnheit aufgekommen war,
Bekenntnis und Lossprechung bei der Beichte in ein und derselben Feier
abzuhalten, hatte man auch für das in den Klöstern übliche wöchentliche
Sündenbekenntnis vor dem geistlichen Vater dem Misereatur die sakramentale Lossprechung Indulgentiam hinzugefügt. Von daher kam es nun auch in die
Meßliturgie. Da es sakramentalen Charakter hatte, kam es zunächst nur dem
Priester zu, der Diakon, und eventuell der Subdiakon, antwortet nur mit Misereatur. Eine frühe Form des Misereatur, wie es sich im 9./10.
Jahrhundert häufig findet, lautet: „Es
erbarme sich deiner der allmächtige Gott und lasse dir alle deine Sünden nach,
er befreie dich von allem Bösen (Werk), er bewahre dich in allem Guten (Werk)
und führe dich (durch die Fürbitte aller Heiligen) zur ewigen Herrlichkeit.“
(Martin Reinecke in: Dominus Vobiscum 10, 2015)
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