Das STUFENGEBET (4/15)
Die Papstmesse nach dem
Ordo Romanus I
Auf unserer Suche nach den Ursprüngen des Stufengebets
müssen wir also in anderen Quellen suchen. Aufgrund der fehlenden Quellenlage
über die Liturgie der römischen Stadtkirchen müssen wir in der päpstlichen
Liturgie suchen, zumal ja unsere Messe in der Tradition der päpstlichen Messe
seit Gregor dem Großen steht.
Den rituellen Verlauf des päpstlichen Stationsgottesdienstes
kennen wir aus den Ordines Romani,
die Michel Andrieu im vorigen
Jahrhundert unter Heranziehung der gesamten auf uns gekommenen Manuskripte
kritisch herausgegeben hat. Trotz des Namens stammen längst nicht alle dieser
Ordines aus Rom selber, sondern sind oft
an anderen Orten erstellte Bearbeitungen stadtrömischer Bücher und Bräuche.
Für unsere Frage kommt der Ordo romanus I aus dem Ende des 7. Jahrhunderts in Betracht, der
eine rein stadtrömische Quelle darstellt. Er beschreibt den großen römischen
Stationsgottesdienst, wie er sich bis zum 8. Jahrhundert entwickelt hat. Er ist
zum Vorbild und Muster für die weitere Gestaltung der Messe überhaupt geworden
und hat Auswirkungen bis in die letzte Dorfpfarrei und sogar bis in die
sogenannte stille Messe gehabt.
Er beschreibt den Anfang der Stationsmesse, wie der Papst
unter dem Gesang des Introitus in die Kirche einzieht. Am Altar angekommen,
läßt er sich auf einem zu diesem Zweck ausgebreiteten Teppich zu stillem Gebet
nieder, wie es heute noch der Priester zu
Beginn der Karfreitagsliturgie tut. Danach erhebt er sich und grüßt das
Evangeliar und den Altar mit einem Kuß. In dieser schweigenden Anbetung des
Papstes vor dem Altar liegen offensichtlich die Anfänge des heutigen Confiteor
mit seiner Umrahmung, das den zweiten Teil des Stufengebets bildet.
Der Ordo führt nicht weiter aus, was die Funktion dieses
stillen Gebetes war oder was der Papst dabei betete. Der Wortlaut war wohl noch
ihm überlassen, ein fixiertes Gebet ist zu dieser Zeit nicht zu erwarten.
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