Dienstag, 9. Januar 2018

Das STUFENGEBET (1/15)

Von der Messe in der ordentlichen Form des römischen Ritus ist man es gewohnt, daß sie mit einem gemeinsamen Bußakt der Gemeinde beginnt. Der Bußakt kennt dort verschiedene Formen und enthält meist Elemente, die in der außerordentlichen Form ebenfalls vorkommen, aber in anderem Zusammenhang und mit völlig anderer Bedeutung, sogar das Kyrie eleison kann Teil des Bußaktes sein, das doch eher ein hymnischer Lobpreis der göttlichen Barmherzigkeit ist, die uns in der Messe zuteil wird.

Ein solcher Bußakt zu Beginn eines Gottesdienstes, und nicht nur der Messe, erscheint inzwischen als völlig normal und sinnvoll. Man meint, das müsse immer so gewesen sein. Doch ein Blick in die Geschichte der römischen Liturgie zeigt, daß dem nicht so war. Einen vergleichbaren Bußakt der Gemeinde zu Beginn der Messe gab es nie. Zwar weist schon die Didache gegen Ende des ersten Jahrhundert an: „Wenn ihr am Herrentag zusammenkommt, brecht das Brot und sagt Dank, nachdem ihr zuvor eure Übertretungen bekannt habt, damit euer Opfer rein sei.“ Doch für eine irgendwie gestaltete rituelle Ausgestaltung dieser Weisung gibt es in den ersten Jahrhunderten kein Zeugnis.

Wir werfen zunächst einen Blick in die Geschichte der Liturgie und fragen nach den Ursprüngen des Stufengebets und  seiner reich verzweigten Entwicklungsgeschichte. Anhand des geschichtlichen Befundes können wir dann die Frage nach seiner Bedeutung und Funktion im Rahmen der Vormesse beantworten.

(Martin Reinecke in: Dominus Vobiscum 10, 2015)

Das Stufengebet

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