Ein solcher Bußakt zu Beginn eines Gottesdienstes, und nicht
nur der Messe, erscheint inzwischen als völlig normal und sinnvoll. Man meint,
das müsse immer so gewesen sein. Doch ein Blick in die Geschichte der römischen
Liturgie zeigt, daß dem nicht so war. Einen vergleichbaren Bußakt der Gemeinde
zu Beginn der Messe gab es nie. Zwar weist schon die Didache gegen Ende des
ersten Jahrhundert an: „Wenn ihr am Herrentag zusammenkommt, brecht das Brot
und sagt Dank, nachdem ihr zuvor eure Übertretungen bekannt habt, damit euer
Opfer rein sei.“ Doch für eine irgendwie gestaltete rituelle Ausgestaltung
dieser Weisung gibt es in den ersten Jahrhunderten kein Zeugnis.
Wir werfen zunächst einen Blick in die Geschichte der
Liturgie und fragen nach den Ursprüngen des Stufengebets und seiner reich verzweigten
Entwicklungsgeschichte. Anhand des geschichtlichen Befundes können wir dann die
Frage nach seiner Bedeutung und Funktion im Rahmen der Vormesse beantworten.
(Martin Reinecke in: Dominus Vobiscum 10, 2015)
Das Stufengebet |
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