„Wenn ihr am Herrentag zusammenkommt, brecht das Brot und
sagt Dank, nachdem ihr zuvor eure Übertretungen bekannt habt, damit euer Opfer
rein sei.“
Der zweite Teil des Stufengebets ist das Sündenbekenntnis
mit seiner Umrahmung, das nach Abschluß des Psalms folgt. Das Bewußtsein der
Größe der Eucharistiefeier und das dazu erforderliche Freisein von Sünde geht
schon aus der Forderung der Didache
aus der Frühzeit der Kirche hervor: „Wenn
ihr am Herrentag zusammenkommt, brecht das Brot und sagt Dank, nachdem ihr
zuvor eure Übertretungen bekannt habt, damit euer Opfer rein sei.“ Hier war
aber wohl an ein außerliturgisches Bekenntnis der Teilnehmer gedacht. In
besonderer Weise gilt die Forderung nach Sündenfreiheit natürlich vom
zelebrierenden Priester.
So verlangt die Göttliche Liturgie des hl. Johannes
Chrysostomos:
„Bevor der Priester
das göttliche Mysterium feiert, soll er zunächst mit allen versöhnt sein und
gegen niemand etwas haben. Er soll sein Herz vor bösen Gedanken bewahren...“.
Im Westen legt er im Rahmen seines privaten
Vorbereitungsgebetes der Messe ein allgemeines Sündenbekenntnis mit seinen ministri sacri bzw. den diese vertretenden
Ministranten ab.
Der dialogische Aufbau des Bekenntnisses entspricht der
Forderung des Apostels Jakobus: „Bekennt also einander eure Sünden und betet
füreinander, damit ihr geheilt werdet“ (Jak 5,16). Im Gegenüber von
Zelebrant und ministri wird die
Forderung des Apostels bewußt vollzogen. Es kommt darin auch die soziale und
ekklesiale Dimension von Sünde und Vergebung zum Ausdruck.
Im getrennten Sprechen des Schuldbekenntnisses wird auch die
besondere Stellung des Priesters
sichtbar. Er ist ebenso wie seine ministri
und das gläubige Volk der Schwäche und Schuld unterworfen und auf Gottes
Barmherzigkeit angewiesen, aber kraft seiner Weihe ist er doch von ihnen
unterschieden. Daß der Priester das Confiteor
allein betet, ist „demütiger Ausdruck dafür, daß der Priester der erste ist,
der sich für seine Sünden anzuklagen hat, um würdig die heiligen Mysterien feiern zu können.“ Während sich alle
genseitig der Barmherzigkeit Gottes anvertrauen, ist der Priester der einzige,
der kraft seiner Weihe das ehemals sakramental verstandene Indulgentiam sprechen kann.
Die abschließenden Versikel erbitten die Zuwendung Gottes (Deus tu conversus) und seine
Barmherzigkeit (Ostende nobis). Das
letzte ist die Bitte um das gnadenhafte Kommen Christi in der Eucharistie. Im Aufer a nobis erbittet der Priester
sodann beim Aufstieg zum Altar, mit reiner Seele zum Altar hinzutreten zu
dürfen.
Dieses Gebet faßt eigentlich das ganze Stufengebet noch
einmal zusammen. Am Altar angelangt, legt er die Hände an den Altar und ruft
die Fürbitte der Heiligen an (Oramus te,
Domine). Der Altarkuß ehrt diesen als Symbol Christi und stellt den
Priester in die Gemeinschaft der Heiligen, besonders derer, deren Reliquien
sich im Altar befinden (quorum reliquiae
hic sunt).
„Indem der Zutritt zum
Altar im Stufengebet gleichsam schrittweise erbetet wird und von fortwährenden
Entsündigungsbitten begleitet ist, zeigt der Ritus eindringlich, wie mit der je
größeren Nähe zu Gott das immer stärkere Verlangen einhergehen muß, seiner
Heiligkeit zu entsprechen.“
(Martin Reinecke in: Dominus Vobiscum 10, 2015)
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