Samstag, 20. Januar 2018

Das STUFENGEBET (12/15)




Öffentliche Vorbereitung an den Stufen des Altares

Der historische Befund läßt eine solche Deutung nicht zu, auch wenn es im späten Mittelalter vereinzelt zu einer Einbeziehung der Gemeinde gekommen ist, was Jungmann aber richtig als Grenzfall bezeichnet. Der Ursprung des Stufengebets ist, wie wir sahen, die stille Verneigung oder das Niederwerfen des Pontifex vor dem Altar nach dem Einzug, wobei er nach dem Ordo Romanus XVII pro se vel pro peccata populi betet. Das ist eindeutig ein privates Vorbereitungsgebet auf die Meßfeier, wie es auch die Apologien des 9. Jahrhundert waren. Von einer irgendwie gearteten Beteiligung des Volkes ist dort keine Rede.
                                                                                             
Auch mit dem Aufkommen des Confiteor als neuer Form des Sündenbekenntnisses ab der ersten Jahrtausendwende ändert sich das nicht. Eine Beteiligung des Volkes gab es nicht, außer in den erwähnten späten Einzelfällen. Vielmehr zeigt das im Anfang häufige Gegenüber von Priester und Diakon beim Confiteor deutlich, daß es sich hierbei um einen Dialog zwischen den Zelebranten, also Priester und Diakon, handelt. Der Brauch von Sarum sieht den Subdiakon ebenfalls als Zelebranten,  entsprechend der um diese Zeit aufkommenden Ansicht, den Subdiakonat unter die höheren Weihen zu zählen: der Priester steht zwischen Diakon und Subdiakon und betet abwechselnd mit ihnen das Stufengebet. So ist es bis heute geblieben. Das Stufengebet ist demnach die private  Vorbereitung  des  Altarklerus auf die Meßfeier. […]

(Martin Reinecke in: Dominus Vobiscum 10, 2015)

Beim Stufengebet, Confiteor

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