Zusammenfassung und
Schlußfolgerung
Aus dem urchristlichen Bewußtsein um Heiligkeit und Größe
der Eucharistie und der damit verbundenen Forderung nach Buße, „damit euer
Opfer rein sei“, entstanden in den verschiedenen Riten diverse rituelle Formen
eines Sündenbekenntnisses zu Beginn der Messe. Im Westen steht am Anfang der
Entwicklung das stille Verbeugen oder Niederwerfen des Papstes vor dem Altar
beim römischen Stationsgottesdienst, bei dem er frei pro se vel pro peccata populi betet. Später verlangten die
liturgischen Stilgesetze im Frankenreich, diese Stille förmlich auszufüllen.
Zahlreiche Apologien entstehen, bis im 9. Jahrhundert eine
Ordnung aufkommt, die vorherrschend werden sollte und bis heute fortbesteht. Es
entstehen die ersten Ansätze des späteren Stufengebets, die zwar alle dieselbe
Struktur, aber keineswegs denselben Wortlaut haben. Wir haben gesehen, wie in
tastenden Versuchen eine fast verwirrende Vielzahl von Stufengebeten entstehen,
bis die Entwicklung endgültig durch die Liturgiereform Pius‘ V. ihren Abschluß
findet.
Aus dem historischen Überblick konnten wir die eigentliche
Funktion des Stufengebets in der Vormesse erkennen. Von seinem geschichtlichen
Ursprung her ist es ein privates Gebet des Priesters mit seinem assistierenden
Klerus. Am Anfang stand ein regelrechtes Gegenüber von Priester und Diakon. Es
ist, wie J. Brinktrine sagte, „private Vorbereitung des Priesters und seiner ministri“.
Daraus ergeben sich vor allem zwei Folgerungen. Es muß
sichtbar bleiben, daß hier der Priester und seine Assistenz (Diakon und
Subdiakon bzw. Ministranten, die die ministri
sacri vertreten) sich privat auf die Feier der heiligen Messe betend vorbereiten.
Gemäß der Maßgabe von Sacrosanctum
Concilium, daß jeder Teilnehmer an der Liturgie „nur das und all das tun (soll), was ihm aus der Natur der Sache und
nach den liturgischen Regeln zukommt“, ist dementsprechend der Brauch zu
vermeiden, in der missa dialogata die
Gläubigen das Stufengebet laut mitbeten zu lassen. Das ist eindeutig eine
‚Rollenvermischung‘, die erst mit der Liturgischen Bewegung aufkam und auf
einem falschen Verständnis der eigentlichen Funktion des Stufengebets beruht.
Die zweite Folgerung hat mit der ars celebrandi zu tun. Um die Messe würdig und gut zu feiern, ist
es wichtig, die Funktion und Bedeutung der einzelnen Teile gut zu kennen und
dementsprechend zu vollziehen. Damit das Stufengebet nicht zum leeren Geplapper
wird, gilt es, sich in die Bedeutung seiner beider Teile zu vertiefen und
wirklich die Sehnsucht zu Gott und seinem Altar und die Reue über die eigenen
Sünden zu erwecken.
(Martin Reinecke in: Dominus Vobiscum 10, 2015)
Der ganze Artikel kann bei PRO MISSA TRIDENTINA nachgelesen
werden:
Das Stufengebet - http://www.pro-missa-tridentina.org/upload/dv10/DV10_05_Reinecke.pdf
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