Entwicklung des Stufengebets ab dem 10. Jahrhundert
[…]noch vor dem Ende des 10. Jahrhunderts tritt eine neue
Ordnung auf, die im rheinischen Meßordo enthalten ist. Ihr sollte die Zukunft
gehören, zumal sie auch bedeutend mehr römischem Geist entspricht.
So lautet die entsprechende Rubrik im Pontifikale des
Halinardus: „Danach tritt der Bischof in die Kirche ein (...), küßt die Diakone
und zwei Priester. Und er beginnt von sich ‚Introibo
ad altare Dei‘ mit dem Psalm ‚Iudica
me, Deus‘. Wenn er zum Altar kommt, sagt er diese Orationen: ‚Aufer a nobis...‘, ‚Omnipotens sempiterne
Deus, qui me peccatorem...‘“
Hier wird also erstmals auf dem Weg zum Altar Psalm 42
gesprochen, dem bei der Ankunft am Altar zwei
Orationen folgen, darunter unser Aufer
a nobis. Außerdem gibt es Apologien, die Vorläufer unseres Confiteor
darstellen und auf verschiedene Weise einbezogen sind. Wir haben hier zum ersten Mal die Struktur des späteren
Stufengebets, wobei die Stelle des Confiteor noch von Apologien vertreten ist.
Ein förmliches Confiteor mit Vergebungsbitte erscheint dann um die Mitte des
11. Jahrhundert in der Normandie15 und auf italienischem Boden.
Diese neue Ordnung der Eröffnung der Messe hat sich auf den
Wegen der cluniazensischen Reform bald in Italien und Deutschland ausgebreitet,
ohne schon eine einheitliche Fassung zu haben. Es wurde fast überall an den
Stufen des Altares ein förmliches Confiteor in irgendeiner Fassung mit der
entsprechenden Antwort und die nachfolgende Oration Aufer a nobis gesprochen. Das gehörte seit dem 12. Jahrhundert zur
festen Ordnung eines jeden Meßordo.
(Martin Reinecke in: Dominus Vobiscum 10, 2015)
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