Sonntag, 14. Januar 2018

Das STUFENGEBET (6/15)




Entwicklung des Stufengebets ab dem 10. Jahrhundert

[…]noch vor dem Ende des 10. Jahrhunderts tritt eine neue Ordnung auf, die im rheinischen Meßordo enthalten ist. Ihr sollte die Zukunft gehören, zumal sie auch bedeutend mehr römischem Geist entspricht.

So lautet die entsprechende Rubrik im Pontifikale des Halinardus: „Danach tritt der Bischof in die Kirche ein (...), küßt die Diakone und zwei Priester. Und er beginnt von sich ‚Introibo ad altare Dei‘ mit dem Psalm ‚Iudica me, Deus‘. Wenn er zum Altar kommt, sagt er diese Orationen: ‚Aufer a nobis...‘, ‚Omnipotens sempiterne Deus, qui me peccatorem...‘“

Hier wird also erstmals auf dem Weg zum Altar Psalm 42 gesprochen, dem bei der Ankunft am Altar zwei  Orationen folgen, darunter unser Aufer a nobis. Außerdem gibt es Apologien, die Vorläufer unseres Confiteor darstellen und auf verschiedene Weise einbezogen sind. Wir haben hier zum  ersten Mal die Struktur des späteren Stufengebets, wobei die Stelle des Confiteor noch von Apologien vertreten ist. Ein förmliches Confiteor mit Vergebungsbitte erscheint dann um die Mitte des 11. Jahrhundert in der Normandie15 und auf italienischem Boden.

Diese neue Ordnung der Eröffnung der Messe hat sich auf den Wegen der cluniazensischen Reform bald in Italien und Deutschland ausgebreitet, ohne schon eine einheitliche Fassung zu haben. Es wurde fast überall an den Stufen des Altares ein förmliches Confiteor in irgendeiner Fassung mit der entsprechenden Antwort und die nachfolgende Oration Aufer a nobis gesprochen. Das gehörte seit dem 12. Jahrhundert zur festen Ordnung eines jeden Meßordo.

(Martin Reinecke in: Dominus Vobiscum 10, 2015)

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