Sonntag, 28. Januar 2018

Danke für 70.000 Besuche!

Als wir im Januar 2013 mit unserem kleinen Blog zur Tridentinischen Messe in Mönchengladbach  Die "Alte Messe in Mönchengladbach" angefangen haben, haben wir nicht gehofft, dass er jemals solche Resonanz erhalten würde.

Unser Ziel war und ist es, über die Heilige Messe in Mönchengladbach aufzuklären und zu informieren. Wir wollen erreichen, dass die Schweigespirale, die die tridentinsche Messe im Bistum Aachen umhüllt, durchbrochen wird, Ängste und Vorurteile abgebaut werden. 70.000 Klicks auf unseren Blog werden in diesen Tagen erreicht werden. Nicht zuletzt auch mit unserem Auftritt auf Facebook geht es gut voran.

Als Dank für die treuen Besucher auf unserem Blog gibt es hier einen kleinen Leckerbissen.

Kempf's Liturgik: In Gottes Tempel, hier
Ein gymnasiales Oberstufenbuch über die Liturgik
Ausgabe 1933

Das reich bebilderte Buch kann als Nachschlagewerk benutzt werden, es vermittelt Basiswissen, erklärt Begrifflichkeiten aus dem Alltag der Kirche in den drei Bereichen:

I. von den heiligen Orten, an welchen,
II. von den heiligen Zeiten, an welchen,
III. von den heiligen Handlungen, durch welche Gott öffentlich verehrt werden soll.



Kempf's Liturgik: In Gottes Tempel

Probleme beim Frakturschrift lesen? Hier gibt es Hilfe!

Dienstag, 23. Januar 2018

Das STUFENGEBET (15/15)




Zusammenfassung und  Schlußfolgerung

Aus dem urchristlichen Bewußtsein um Heiligkeit und Größe der Eucharistie und der damit verbundenen Forderung nach Buße, „damit euer Opfer rein sei“, entstanden in den verschiedenen Riten diverse rituelle Formen eines Sündenbekenntnisses zu Beginn der Messe. Im Westen steht am Anfang der Entwicklung das stille Verbeugen oder Niederwerfen des Papstes vor dem Altar beim römischen Stationsgottesdienst, bei dem er frei pro se vel pro peccata populi betet. Später verlangten die liturgischen Stilgesetze im Frankenreich, diese Stille förmlich auszufüllen.

Zahlreiche Apologien entstehen, bis im 9. Jahrhundert eine Ordnung aufkommt, die vorherrschend werden sollte und bis heute fortbesteht. Es entstehen die ersten Ansätze des späteren Stufengebets, die zwar alle dieselbe Struktur, aber keineswegs denselben Wortlaut haben. Wir haben gesehen, wie in tastenden Versuchen eine fast verwirrende Vielzahl von Stufengebeten entstehen, bis die Entwicklung endgültig durch die Liturgiereform Pius‘ V. ihren Abschluß findet.

Aus dem historischen Überblick konnten wir die eigentliche Funktion des Stufengebets in der Vormesse erkennen. Von seinem geschichtlichen Ursprung her ist es ein privates Gebet des Priesters mit seinem assistierenden Klerus. Am Anfang stand ein regelrechtes Gegenüber von Priester und Diakon. Es ist, wie J. Brinktrine sagte, „private Vorbereitung des Priesters und seiner ministri“.

Daraus ergeben sich vor allem zwei Folgerungen. Es muß sichtbar bleiben, daß hier der Priester und seine Assistenz (Diakon und Subdiakon bzw. Ministranten, die die ministri sacri vertreten) sich privat auf die Feier der heiligen Messe betend vorbereiten. Gemäß der Maßgabe von Sacrosanctum Concilium, daß jeder Teilnehmer an der Liturgie „nur das und all das tun (soll), was ihm aus der Natur der Sache und nach den liturgischen Regeln zukommt“, ist dementsprechend der Brauch zu vermeiden, in der missa dialogata die Gläubigen das Stufengebet laut mitbeten zu lassen. Das ist eindeutig eine ‚Rollenvermischung‘, die erst mit der Liturgischen Bewegung aufkam und auf einem falschen Verständnis der eigentlichen Funktion des Stufengebets beruht.

Die zweite Folgerung hat mit der ars celebrandi zu tun. Um die Messe würdig und gut zu feiern, ist es wichtig, die Funktion und Bedeutung der einzelnen Teile gut zu kennen und dementsprechend zu vollziehen. Damit das Stufengebet nicht zum leeren Geplapper wird, gilt es, sich in die Bedeutung seiner beider Teile zu vertiefen und wirklich die Sehnsucht zu Gott und seinem Altar und die Reue über die eigenen Sünden zu erwecken.

(Martin Reinecke in: Dominus Vobiscum 10, 2015)

Der ganze Artikel kann bei PRO MISSA TRIDENTINA nachgelesen werden:

Montag, 22. Januar 2018

Das STUFENGEBET (14/15)




„Wenn ihr am Herrentag zusammenkommt, brecht das Brot und sagt Dank, nachdem ihr zuvor eure Übertretungen bekannt habt, damit euer Opfer rein sei.“

Der zweite Teil des Stufengebets ist das Sündenbekenntnis mit seiner Umrahmung, das nach Abschluß des Psalms folgt. Das Bewußtsein der Größe der Eucharistiefeier und das dazu erforderliche Freisein von Sünde geht schon aus der Forderung der Didache aus der Frühzeit der Kirche hervor: „Wenn ihr am Herrentag zusammenkommt, brecht das Brot und sagt Dank, nachdem ihr zuvor eure Übertretungen bekannt habt, damit euer Opfer rein sei.“ Hier war aber wohl an ein außerliturgisches Bekenntnis der Teilnehmer gedacht. In besonderer Weise gilt die Forderung nach Sündenfreiheit natürlich vom zelebrierenden Priester.

So verlangt die Göttliche Liturgie des hl. Johannes Chrysostomos:
„Bevor der Priester das göttliche Mysterium feiert, soll er zunächst mit allen versöhnt sein und gegen niemand etwas haben. Er soll sein Herz vor bösen Gedanken bewahren...“.
Im Westen legt er im Rahmen seines privaten Vorbereitungsgebetes der Messe ein allgemeines Sündenbekenntnis mit seinen ministri sacri bzw. den diese vertretenden Ministranten ab.

Der dialogische Aufbau des Bekenntnisses entspricht der Forderung  des Apostels Jakobus: „Bekennt also einander eure Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet“ (Jak 5,16). Im Gegenüber von Zelebrant und ministri wird die Forderung des Apostels bewußt vollzogen. Es kommt darin auch die soziale und ekklesiale Dimension von Sünde und Vergebung zum Ausdruck.

Im getrennten Sprechen des Schuldbekenntnisses wird auch die besondere Stellung des Priesters  sichtbar. Er ist ebenso wie seine ministri und das gläubige Volk der Schwäche und Schuld unterworfen und auf Gottes Barmherzigkeit angewiesen, aber kraft seiner Weihe ist er doch von ihnen unterschieden. Daß der Priester das Confiteor allein betet, ist „demütiger Ausdruck dafür, daß der Priester der erste ist, der sich für seine Sünden anzuklagen hat, um würdig die heiligen Mysterien  feiern zu können.“ Während sich alle genseitig der Barmherzigkeit Gottes anvertrauen, ist der Priester der einzige, der kraft seiner Weihe das ehemals sakramental verstandene Indulgentiam sprechen kann.

Die abschließenden Versikel erbitten die Zuwendung Gottes (Deus tu conversus) und seine Barmherzigkeit (Ostende nobis). Das letzte ist die Bitte um das gnadenhafte Kommen Christi in der Eucharistie. Im Aufer a nobis erbittet der Priester sodann beim Aufstieg zum Altar, mit reiner Seele zum Altar hinzutreten zu dürfen.

Dieses Gebet faßt eigentlich das ganze Stufengebet noch einmal zusammen. Am Altar angelangt, legt er die Hände an den Altar und ruft die Fürbitte der Heiligen an (Oramus te, Domine). Der Altarkuß ehrt diesen als Symbol Christi und stellt den Priester in die Gemeinschaft der Heiligen, besonders derer, deren Reliquien sich im Altar befinden (quorum reliquiae hic sunt).

Indem der Zutritt zum Altar im Stufengebet gleichsam schrittweise erbetet wird und von fortwährenden Entsündigungsbitten begleitet ist, zeigt der Ritus eindringlich, wie mit der je größeren Nähe zu Gott das immer stärkere Verlangen einhergehen muß, seiner Heiligkeit zu entsprechen.“

(Martin Reinecke in: Dominus Vobiscum 10, 2015)

Sonntag, 21. Januar 2018

Ist Kloster Mariawald am Ende?


Ist Kloster Mariawald am Ende?

Die Meldung, die zuerst durch Gloria.tv, hier
in Umlauf gebracht wurde, ist erschütternt. Es wurde am vergangen Freitag die Meldung verbreitet, dass die Trappistenabtei Mariawald in der Eifel geschlossen wird. Dies habe „der Vatikan, der Trappistenorden und die Diözese Aachen, in deren Gebiet die Abtei liegt, in Mariawald mitgeteilt“. Noch in diesem Jahr „werden das Kloster und alle seine Besitzungen an die Diözese Aachen übergeben“.

Offenbar handelt es sich bei dieser Meldung, die inzwischen auch aus anderen Quellen bestätigt wird und die inzwischen weltweit Aufsehen erregt, um eine Tatsache, auch wenn weder vom Vatikan, dem Bistum Aachen, noch vom Trappistenorden eine Stellungnahme abgegeben worden ist.

Die Gläubigen um „Die Alte Messe in Mönchengladbach“ bedauern die eingetretene Situation sehr. Wir fühlen uns nach wie vor mit der Abtei und den Mönchen verbunden; nicht zuletzt durch viele Besuche und unser Mitwirken bei den Niederen Weihen in 2014.

Uns bleibt zunächst nur das Gebet, das uns auch in diesem Artikel empfohlen wird:
„Hoffnung für Mariawald und ein engelgleicher Bote“, hier
  

Das STUFENGEBET (13/15)





„Introibo ad altare Dei, ad Deum qui laetificat iuventutem meam”

Diese Vorbereitung besteht, wie schon gesagt, aus zwei Teilen, dem Psalm 42 zum Hinzutritt zum Altar und dem Sündenbekenntnis des Confiteor.

Der Psalm, der ursprünglich auf dem Weg zum Altar gebetet wurde und die Sehnsucht nach dem Altar zum Ausdruck bringt, hat diese ursprüngliche Funktion auch nach der Verlegung an die Altarstufen durch Pius V. nicht verloren. Nach wie vor ist der vierte Vers Introibo ad altare Dei, ad Deum qui laetificat iuventutem meam der beste Ausdruck für das, was gerade geschieht. Der Psalm ist im Alten Testament das „Gebet eines Bedrängten, der fern des Heiligtums sich danach sehnt, wieder an den Festen des Herrn teilnehmen zu können.“ „Dieses Hintreten vor Gott, nach dem es den Sänger verlangt hat, ist eigentlich erst im Neuen Bunde vollends möglich geworden; denn erst durch Christus haben wir das ‚freie Wort und den Zutritt des Vaters‘ (Eph 3,12; vgl. Röm 5,2). Der Altar des Neuen Bundes ist die Stelle, an der sich die Begegnung mit Gott im Diesseits am  vollsten  verwirklichen  darf.“ Der Psalm ist „bestens geeignet, zur Stimme der Kirche zu werden, die in den  äußeren und inneren Bedrängnissen der Welt danach verlangt, vor Gott zu treten, sich von ihm  führen zu lassen und ihn im Lobpreis seiner Treue freudig Dank zu sagen.“ Auf dem Weg zum Altar  hält der Priester an den Altarstufen inne und bringt seine Sehnsucht zum Altar und zu „Gott, der meine Jugend erfreut“ zum Ausdruck.

 „Aber nicht bloß das Hintreten erfüllt sich hier, auch die Situation, aus der der Psalmist zu Gott verlangt, wächst ins Typische. Wenn wir zu Gott wollen, stellt  sich  immer  irgendwo  der homo iniquus [der  böse  Mensch] in den Weg. Und so rufen wir zu ihm, der uns Stärke ist, er möge sein Licht aufleuchten und seine Treue wirksam werden lassen und uns hinführen in montem sanctum, zur Höhe, auf der sich das Opfer von Golgotha erneuern soll.“ Die abschließenden Worte der Freude und des Jubels gelten dann schon der Eucharistie.

(Martin Reinecke in: Dominus Vobiscum 10, 2015)

Samstag, 20. Januar 2018

Das STUFENGEBET (12/15)




Öffentliche Vorbereitung an den Stufen des Altares

Der historische Befund läßt eine solche Deutung nicht zu, auch wenn es im späten Mittelalter vereinzelt zu einer Einbeziehung der Gemeinde gekommen ist, was Jungmann aber richtig als Grenzfall bezeichnet. Der Ursprung des Stufengebets ist, wie wir sahen, die stille Verneigung oder das Niederwerfen des Pontifex vor dem Altar nach dem Einzug, wobei er nach dem Ordo Romanus XVII pro se vel pro peccata populi betet. Das ist eindeutig ein privates Vorbereitungsgebet auf die Meßfeier, wie es auch die Apologien des 9. Jahrhundert waren. Von einer irgendwie gearteten Beteiligung des Volkes ist dort keine Rede.
                                                                                             
Auch mit dem Aufkommen des Confiteor als neuer Form des Sündenbekenntnisses ab der ersten Jahrtausendwende ändert sich das nicht. Eine Beteiligung des Volkes gab es nicht, außer in den erwähnten späten Einzelfällen. Vielmehr zeigt das im Anfang häufige Gegenüber von Priester und Diakon beim Confiteor deutlich, daß es sich hierbei um einen Dialog zwischen den Zelebranten, also Priester und Diakon, handelt. Der Brauch von Sarum sieht den Subdiakon ebenfalls als Zelebranten,  entsprechend der um diese Zeit aufkommenden Ansicht, den Subdiakonat unter die höheren Weihen zu zählen: der Priester steht zwischen Diakon und Subdiakon und betet abwechselnd mit ihnen das Stufengebet. So ist es bis heute geblieben. Das Stufengebet ist demnach die private  Vorbereitung  des  Altarklerus auf die Meßfeier. […]

(Martin Reinecke in: Dominus Vobiscum 10, 2015)

Beim Stufengebet, Confiteor

Freitag, 19. Januar 2018

Das STUFENGEBET (11/15)




Die Funktion des Stufengebets im Rahmen der Messe

Nachdem wir die - mitunter etwas verwirrende - geschichtliche Entstehung und Entwicklung des Stufengebets gesehen haben, können wir uns nun daran machen, seine Funktion innerhalb der Vormesse zu klären. Diese läßt sich nur aus der Geschichte heraus richtig deuten.

Die Liturgische Bewegung des letzten Jahrhunderts, die fälschlicherweise von der missa lecta [gelesene  Messe] als Normalform der Messe ausging, während das natürlich die missa cantata [gesungene Messe] ist, betrachtete das Stufengebet als einen Dialog von Priester und Volk, bzw. Priester und Ministrant, wobei der Ministrant als Vertreter des Volkes angesehen wurde. In der im 20. Jahrhundert erfundenen missa dialogata [dialogisierte Messe] betete folgerichtig das Volk im Wechsel mit dem Priester das Stufengebet. Das Volk war zuvor nie an diesem Dialog beteiligt, weil parallel zum Stufengebet der Introitus gesungen wird.

(Martin Reinecke in: Dominus Vobiscum 10, 2015)

Donnerstag, 18. Januar 2018

Das STUFENGEBET (10/15)





Zu dem Confiteor-Ritus kam dann im Mittelalter noch eine Umrahmung hinzu, indem man dem Confiteor verschiedene Versikel unmittelbar vorangestellt hat. Das noch heute übliche Adiutorium  nostrum in nomine Domini erscheint in Italien schon im 11. Jahrhundert an dieser Stelle, außerhalb Italiens anscheinend erst seit dem 15. Jahrhundert.

Auch nach dem Bußakt wurden schon früh eine Reihe Versikel als Überleitung zum Aufer a nobis eingefügt. Sie haben eine ähnliche Funktion wie die Preces vor der Oration im Offizium. Daran erinnert auch verbeugte Körperhaltung. Meist handelt es sich dabei um Versikel, die schon früher beim Hintreten zum Altar gesprochen wurden, wie auch die noch jetzt üblichen Deus tu conversus und Ostende. Schon das Missale der päpstlichen Kapelle um 1290 beschränkt sich auf diese beiden Versikel, während andernorts noch eine Anzahl anderer hinzugefügt sind. Domine, exaudi orationem meam und Dominus vobiscum vor dem Aufer a nobis sind die üblichen Einleitungen einer Oration und stammen aus früher Zeit. Das Aufer a nobis selbst ist das älteste Element des Stufengebets und ist jetzt nurmehr seine Schlußoration. Es  stammt aus alter römischer Tradition  und gehörte der Paschafeier an. Später sprach man es bei der Kirchweihe zum Einzug ins Heiligtum, wo man die Reliquien abholte. Beim Hintritt zum Altar wird es seit dem späten Mittelalter  leise gesprochen, wohl zuerst in England.

Der Trierer Patristiker Michael Fiedrowicz schreibt zusammenfassend:
„Die Entstehung des Stufengebets ist ein anschauliches Beispiel für die organische Entwicklung der Meßliturgie. Aus einem betenden Innehalten bzw. sich Niederwerfen des Papstes bzw. Zelebranten vor dem Altar (7./8. Jahrhundert), einem Bekenntnis der eigenen Unwürdigkeit mit Vergebungsbitte (Apologien: 9. Jahrhundert), dem gemeinsamen Beten von Psalm 42 - neben anderen Akzeßpsalmen - auf dem Weg  zum  Altar (9./10. Jahrhundert), verschiedenen Psalm-Versikeln (12. Jahrhundert), die vom Bußakt zur Oration Aufer a nobis (10. Jahrhundert) überleiteten, ist allmählich jener Bestand an Vorbereitungsgebeten zusammen gewachsen, der mit der Anordnung Papst Pius‘ V., an den Stufen des Altares Psalm 42 zu beten, seine endgültige Gestalt gefunden hat.“

(Martin Reinecke in: Dominus Vobiscum 10, 2015)

Mittwoch, 17. Januar 2018

Das STUFENGEBET (9/15)




Die Ursprünge des Confiteor liegen jedoch nicht in der Messe. Ab dem 9. Jahrhundert sind uns Fassungen überliefert, die bei der sakramentalen Beichte gebraucht wurden. Oft enthielten sie einen langen Sündenkatalog, ähnlich wie in einigen Ländern noch heute traditionellerweise das persönliche Sündenbekenntnis in das Confiteor nach dem mea maxima culpa eingefügt wird. In dieser frühen Zeit stand der standardmäßige Sündenkatalog allerdings noch an Stelle eines detaillierten persönlichen Bekenntnisses. Bald, auch schon im 9. Jahrhundert, kommt ein solches Sündenbekenntnis täglich in Prim und Komplet vor.

Von daher wird nun auch ein Confiteor in die Messe übernommen. Bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts ist der entscheidende Übergang abgeschlossen. In der ersten Zeit gab es dabei vielfach ein Gegenüber von Priester und Diakon, das an das klösterliche, gegenseitige Bekennen erinnert. So sprach in Cluny der Priester das Confiteor vor dem Altar an der Evangelienseite inclinis contra diaconum similiter inclinem [verbeugt zum Diakon, der ebenfalls verbeugt ist]. Ähnlich war es an vielen Orten, so bei den Kartäusern und im Missale von Westminster, während in Sarum Diakon und Subdiakon rechts und links vom Priester stehen und beide antworten. Letztere Form hat sich schließlich durchgesetzt und wurde von Pius V. endgültig bestätigt und festgelegt.

Sofort ist das Confiteor in der Messe mit dem Misereatur verbunden, das auch Nichtgeweihte als  fürbittende Antwort sprechen durften. Auch das Indulgentiam, bzw. oft mit dem zweiten Wort Absolutionem beginnend, wurde von Anfang an in die Messe aufgenommen, das in dieser Zeit und noch mehrere Jahrhunderte lang Ausdruck der priesterlich-sakramentalen Lossprechung ist. Seit kurz  vorher die Gewohnheit aufgekommen war, Bekenntnis und Lossprechung bei der Beichte in ein und derselben Feier abzuhalten, hatte man auch für das in den Klöstern übliche wöchentliche Sündenbekenntnis vor dem geistlichen Vater dem Misereatur die sakramentale Lossprechung Indulgentiam hinzugefügt. Von daher kam es nun auch in die Meßliturgie. Da es sakramentalen Charakter hatte, kam es zunächst nur dem Priester zu, der Diakon, und eventuell der Subdiakon, antwortet nur mit Misereatur. Eine frühe Form des Misereatur, wie es sich im 9./10. Jahrhundert häufig findet, lautet: „Es erbarme sich deiner der allmächtige Gott und lasse dir alle deine Sünden nach, er befreie dich von allem Bösen (Werk), er bewahre dich in allem Guten (Werk) und führe dich (durch die Fürbitte aller Heiligen) zur ewigen Herrlichkeit.“

(Martin Reinecke in: Dominus Vobiscum 10, 2015)

Dienstag, 16. Januar 2018

Das STUFENGEBET (8/15)




Das „Confiteor“
Wie der Psalm Iudica lange Zeit keine einheitliche Ordnung  kannte, so ging es auch dem Confiteor. Ein einheitliches Formular gab es lange Zeit nicht dafür.

Ein Vorläufer der späteren Confiteor-Formeln war die verbreitete Apologie: „Vor dem Angesicht deiner göttlichen Majestät, o Herr, und dieser deiner Heiligen bekenne ich dir, meinem Gott und meinem Schöpfer, durch meine Schuld, denn ich habe gesündigt in Stolz in Haß und Neid, in Begierde und Geiz, in Unzucht und Unreinheit, in Rausch und Trunkenheit, in Lüge und Meineid und in allen Lastern, die aus diesen hervorgehen. Was noch? Durch Sehen, Hören, Geruch, Geschmack und Tasten und durchaus in Gedanken, Worten und Taten bin ich verdorben; deshalb, der du den  Sünder gerechtfertigst, rechtfertige auch mich und laß mich auferstehen vom Tod zum Leben, Herr mein Gott.“

In dieser Apologie spricht der Zelebrant ein ausführliches Bekenntnis seiner Sünden und Fehler vor seinem „Gott und Schöpfer“, in dem auch bereits das spätere mea culpa vorkommt, wobei ein ausführlicher Sündenkatalog erwähnt wird. In den späteren Confiteor-Formeln geht man von diesen Sündenkatalogen weg zu einem allgemeinen Bekenntnis peccavi nimis cogitatione, verbo et opere [daß ich viel gesündigt habe in Gedanken, Worten und  Werken]. Der bedeutendste Unterschied liegt aber darin, daß das Bekenntnis nur vor Gott erfolgt, während in den Confiteor-Formeln die soziale Dimension von Sünde aufscheint. Das Bekenntnis wird vor vobis fratres und den Heiligen abgelegt, die auch um Fürbitte vor Gott gebeten werden.

Diese ursprüngliche und weitverbreitete Apologie führte dann ab der Jahrtausendwende zu den ersten förmlichen Confiteor-Formeln. Eine sehr kurze, frühe Formel war in Cluny um 1080 in Gebrauch:
„Ich bekenne Gott und allen seinen Heiligen und euch, Vater, daß ich gesündigt habe in Gedanken, Worten und Werken, durch meine Schuld. Ich bitte euch, betet für mich.“
Diese neue Form des Sündenbekenntnisses bringt bereits gut zum Ausdruck, was für alle späteren Confiteor-Formeln auch gilt: das Bekenntnis des ersten Teils geschieht vor Gott und der himmlischen Kirche, die Fürbitte im zweiten Teil richtet sich zuerst an die irdische Kirche und, im Bewußtsein der communio sanctorum, an die himmlische.

Schon bald, auch schon im 11. Jahrhundert, waren auch längere Formeln üblich. Sie wurden immer ausgedehnter, so daß das Generalkapitel der Zisterzienser im Jahr 1184 bestimmen mußte, daß vor allen Heiligen die Gottesmutter zu nennen sei: Confiteor Deo et beatae Mariae et omnibus Sanctis.

Im Verlauf des Mittelalters wuchs die Zahl der Heiligen, vor allem im zweiten Teil, immer weiter an. Das Konzil zu Ravenna bestimmte deshalb 1314, außer Maria nur noch Michael, Johannes den Täufer und die Apostel Petrus und Paulus zu nennen, wie wir es noch heute tun.

Auch die Umschreibung und Aufzählung der Sünden wurde immer konkreter. Das Bekenntnis wurde nahezu zu einem Sündenbekenntnis in specie, wie man es mancherorts vom Chorgebet kannte. Dabei wirkten wohl Confiteor-Formeln ein, die für die sakramentale Beichte dienten. Die mittelalterlichen Liturgieerklärer mißbilligen diese Entwicklung, da es sich hier nicht um ein geheimes sondern ein öffentliches Bekenntnis handle.

Von Anfang an wurde das Confiteor tief verbeugt gesprochen, wie diverse Meßordines erwähnen, wenngleich auch das Knien verbreitet gewesen sein muß. Auch das Schlagen an die Brust beim mea culpa wird schon früh erwähnt.

(Martin Reinecke in: Dominus Vobiscum 10, 2015)


Montag, 15. Januar 2018

Das STUFENGEBET (7/15)



Der Psalm Iudica me war noch nicht so verbreitet. Er gehört im späteren Mittelalter zahlreichen Meßordnungen noch nicht an. Deshalb fehlt der Psalm noch heute in den Liturgien der Kartäuser, der beschuhten Karmeliten und der Dominikaner, die ihre Ordnungen im 13. Jahrhundert festgelegt haben und ihn den damaligen Schwankungen entsprechend nicht aufgenommen haben. Jungmann berichtet, daß sogar noch auf der ersten Generalkongregation der Jesuiten 1558 beschlossen wurde, auf den Psalm zu verzichten. Erst das Missale Pius‘ V. machte den Psalm zur allgemeinen Vorschrift, da es sich auf das Missale Curiae stützte, das den Psalm kannte, ebenso wie die meisten italienischen Meßbücher.

Während des ganzen Mittelalters blieb es vorherrschende Regel, den Psalm Iudica me auf dem Weg zum Altar zu beten, wie es schon die oben angeführte Rubrik des 10. Jahrhunderts festgesetzt hatte. „Noch nach dem Missale Pauls III. konnte der Zelebrans ihn laut oder still auf dem Wege zum Altar beten.“ Nur seltene Ausnahmen verlegen ihn bereits eindeutig an die Stufen des Altares, meist dort, wo das Ankleiden oder das Anlegen der Kasel am  Altar geschieht. Daß das Missale Pius‘ V. ihn entgegen der weit verbreiteten Gewohnheit an die Altarstufen verlegt, hat wohl seinen Grund in der Tatsache, daß man dem Psalm ein sorgfältiges Sprechen sichern und ihm mehr Gewicht geben wollte.

Doch auch nach der Kodifizierung durch Pius V. war der Ort des Stufengebets - und damit auch des Psalms 42 - noch nicht überall an den Stufen des Altares. So berichtet Pierre Lebrun noch 1716 über Sonderbräuche im Frankreich seiner Zeit: „die einen machen sie in einer eigenen Kapelle, wie man  sie noch in Tours am Grab des heiligen Martin macht, die anderen im Chor wie in Laon und Chartres, oder am Eingang des Chorraums weit vom Altar wie in Soissons und Châlons-sur-Marne, andere an der linken Seite des Altars beim Eingang, das heißt auf der Evangelienseite, wie in Vienne und bei den  Kartäusern, die den Brauch aus dieser Metropole übernommen haben, andere schließlich in der Sakristei wie in Reims.“

Seit dem 11. Jahrhundert wird dem Psalm die Antiphon Introibo vorangestellt, die später, und bis heute, als Versikel behandelt wird. Die Versikel Adiutorium nostrum erscheint bereits im Meßordo der päpstlichen Kapelle um 1290. Das dem Taufbefehl Jesu entnommene Kreuzzeichen vor dem Psalm ist erst seit dem 14. Jahrhundert vereinzelt nachweisbar.

(Martin Reinecke in: Dominus Vobiscum 10, 2015)


Sonntag, 14. Januar 2018

Das STUFENGEBET (6/15)




Entwicklung des Stufengebets ab dem 10. Jahrhundert

[…]noch vor dem Ende des 10. Jahrhunderts tritt eine neue Ordnung auf, die im rheinischen Meßordo enthalten ist. Ihr sollte die Zukunft gehören, zumal sie auch bedeutend mehr römischem Geist entspricht.

So lautet die entsprechende Rubrik im Pontifikale des Halinardus: „Danach tritt der Bischof in die Kirche ein (...), küßt die Diakone und zwei Priester. Und er beginnt von sich ‚Introibo ad altare Dei‘ mit dem Psalm ‚Iudica me, Deus‘. Wenn er zum Altar kommt, sagt er diese Orationen: ‚Aufer a nobis...‘, ‚Omnipotens sempiterne Deus, qui me peccatorem...‘“

Hier wird also erstmals auf dem Weg zum Altar Psalm 42 gesprochen, dem bei der Ankunft am Altar zwei  Orationen folgen, darunter unser Aufer a nobis. Außerdem gibt es Apologien, die Vorläufer unseres Confiteor darstellen und auf verschiedene Weise einbezogen sind. Wir haben hier zum  ersten Mal die Struktur des späteren Stufengebets, wobei die Stelle des Confiteor noch von Apologien vertreten ist. Ein förmliches Confiteor mit Vergebungsbitte erscheint dann um die Mitte des 11. Jahrhundert in der Normandie15 und auf italienischem Boden.

Diese neue Ordnung der Eröffnung der Messe hat sich auf den Wegen der cluniazensischen Reform bald in Italien und Deutschland ausgebreitet, ohne schon eine einheitliche Fassung zu haben. Es wurde fast überall an den Stufen des Altares ein förmliches Confiteor in irgendeiner Fassung mit der entsprechenden Antwort und die nachfolgende Oration Aufer a nobis gesprochen. Das gehörte seit dem 12. Jahrhundert zur festen Ordnung eines jeden Meßordo.

(Martin Reinecke in: Dominus Vobiscum 10, 2015)

Samstag, 13. Januar 2018

Das STUFENGEBET (5/15)




Wie bereits erwähnt, wurde der Ordo romanus I immer wieder überarbeitet, um die Anweisungen für die päpstliche Liturgie in Rom an die Verhältnisse in anderen Kirchen anzupassen. Eine solche Bearbeitung des Ordo aus dem Frankenreich stellt der Ordo romanus XV, das Capitulare ecclesiastici ordinis aus der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts dar. Hier wird in der Beschreibung der Stationsmesse das stille Gebet des Papstes zu Beginn wie folgt beschrieben: „Inde praecedit ab altare et, prostrato omni corpore in terram, facit orationem.“ [Darauf geht er zum Altar, wirft sich mit dem gesamten Körper nieder und betet.] Damit wird die Rubrik des Ordo I näher bestimmt und konkretisiert, entgegen der späteren fränkischen Überlieferung, die an dieser Stelle fast nur das verbeugte Stehen an dieser Stelle kennt, wie noch heute beim Confiteor.

Eine Erweiterung dieser Rubrik des Capitulare im Breviarium ecclesiastici ordinis, dem Ordo Romanus XVII, aus dem Ende des 8. Jahrhundert deutet nach Jungmann schon „die Richtung auf das Bußgebet“10 an. Hier wird präzisiert: fundens orationem pro se vel pro peccata populi [er sagt ein Gebet für sich beziehungsweise für die Sünden des Volkes].

Hier haben wir den ersten direkten Hinweis in einem liturgischen Buch darauf, daß am Beginn der Messe ein Gebet für die eigenen und die Sünden des Volkes steht. Jungmann wertet das als einen Hinweis auf die späteren Apologien an dieser Stelle.

[…] Mit dem Bedürfnis, das Gebet pro se vel pro peccata populi näher zu bestimmen, kommen im fränkischen Bereich im 9. bis 11. Jahrhundert an dieser Stelle zahlreiche Apologien auf, „persönliche Schuld- und Unwürdigkeitsbekenntnisse des Zelebranten von meist beträchtlichem Umfang, die sich mit der Bitte um Gottes erbarmende Gnade verbinden.“

Apologien sind eine typisch fränkische Erscheinung und waren dem römischen Geist eher fremd. […]

(Martin Reinecke in: Dominus Vobiscum 10, 2015)

Freitag, 12. Januar 2018

Das STUFENGEBET (4/15)



Das STUFENGEBET (4/15)

Die Papstmesse nach dem  Ordo Romanus I

Auf unserer Suche nach den Ursprüngen des Stufengebets müssen wir also in anderen Quellen suchen. Aufgrund der fehlenden Quellenlage über die Liturgie der römischen Stadtkirchen müssen wir in der päpstlichen Liturgie suchen, zumal ja unsere Messe in der Tradition der päpstlichen Messe seit Gregor dem Großen steht.

Den rituellen Verlauf des päpstlichen Stationsgottesdienstes kennen wir aus den Ordines Romani, die  Michel Andrieu im vorigen Jahrhundert unter Heranziehung der gesamten auf uns gekommenen Manuskripte kritisch herausgegeben hat. Trotz des Namens stammen längst nicht alle dieser Ordines  aus Rom selber, sondern sind oft an anderen Orten erstellte Bearbeitungen stadtrömischer Bücher und Bräuche.

Für unsere Frage kommt der Ordo romanus I aus dem Ende des 7. Jahrhunderts in Betracht, der eine rein stadtrömische Quelle darstellt. Er beschreibt den großen römischen Stationsgottesdienst, wie er sich bis zum 8. Jahrhundert entwickelt hat. Er ist zum Vorbild und Muster für die weitere Gestaltung der Messe überhaupt geworden und hat Auswirkungen bis in die letzte Dorfpfarrei und sogar bis in die sogenannte stille Messe gehabt.

Er beschreibt den Anfang der Stationsmesse, wie der Papst unter dem Gesang des Introitus in die Kirche einzieht. Am Altar angekommen, läßt er sich auf einem zu diesem Zweck ausgebreiteten Teppich zu stillem Gebet nieder, wie es heute noch der Priester zu  Beginn der Karfreitagsliturgie tut. Danach erhebt er sich und grüßt das Evangeliar und den Altar mit einem Kuß. In dieser schweigenden Anbetung des Papstes vor dem Altar liegen offensichtlich die Anfänge des heutigen Confiteor mit seiner Umrahmung, das den zweiten Teil des Stufengebets bildet.

Der Ordo führt nicht weiter aus, was die Funktion dieses stillen Gebetes war oder was der Papst dabei betete. Der Wortlaut war wohl noch ihm überlassen, ein fixiertes Gebet ist zu dieser Zeit nicht zu erwarten.

(Martin Reinecke in: Dominus Vobiscum 10, 2015)

Beim Stufengebet eines Levitenamtes

Donnerstag, 11. Januar 2018

Das STUFENGEBET (3/15)



Irland, das nie römische Provinz war, blieb von den Wogen der Völkerwanderung verschont und war darum auch weniger späteren Einflüssen unterworfen. Es konnten sich deshalb dort verschiedene frühchristliche Gewohnheiten, frühe bestimmte Fassungen des biblischen Textes und vor allem ein altertümlicher Meßbuchtypus lange Zeit rein erhalten.

Der Römer Palladius war 431 von Papst Coelestinus (422-432) zum Bischof geweiht und mit vier Priestern nach Irland gesandt worden, um die dort bereits zahlreich lebenden Christen zu betreuen. Palladius hat nun, wie es üblich war, liturgische Bücher mit in sein Missionsgebiet gebracht, wie sie zu seiner Zeit in seiner Heimat Rom gebräuchlich waren. Auf dieses Exemplar gehen die späteren irischen Meßlibelli zurück. Sie stellen deshalb Zeugnisse für die stadtrömische Liturgie des 5. Jahrhundert dar. Sie haben jeweils nur wenige Meßformulare, die keinen Bezug zum Kirchenjahr haben. Daraus schließen wir, daß es in Rom allem Anschein nach noch bis ins 6. Jahrhundert, vielleicht sogar bis zu Gregor dem Großen, kein offizielles Jahres-Sakramentar gab, sondern ähnlich wie noch heute in den orientalischen Riten das ganze Jahr über eine missa communis in Übung war, die eben Palladius nach Irland mitgebracht hat und die sich in einigen späteren Abschriften erhalten hat.

Die bekannteste davon ist das sogenannte Stowe-Missal aus dem 8./9. Jahrhundert, geschrieben in   Tallaght und vollständig erhalten. Am Anfang dieses Missales steht eine missa canonica, in der wir nun erstmals eine Art Bußritus zu Beginn der Meßfeier finden.

Zu Beginn der missa cononica des Stowe-Missal steht eine altertümliche letania, eine Allerheiligenlitanei mit der vorausgehenden Antiphon: 
Wir haben gesündigt, o Herr, wir haben gesündigt. Erbarme dich über unsere Sünden:  und rette uns. Der du den Noe über die Wogen der Sintflut geleitet hast: erhöre uns. Und Jonas aus dem Abgrund durch (dein) Wort zurückgerufen hast: befreie uns. Der du dem sinkenden Petrus die Hand ausgestreckt hast: hilf uns Christus, Sohn Gottes. Du hast Wunder getan, o Herr, mit unseren Vätern, erbarme dich auch unserer Zeiten. Sende aus  deinen Arm aus der Höhe: befreie uns.

[…] Das spätere Kyrie zu Beginn der römischen Messe, wie wir es noch heute kennen, ist nichts anderes als der Schluß der alten letania, wie sie auf dem Weg zur Stationskirche gesungen wurde. In späteren Liturgiebüchern heißt es deshalb, das Kyrie der Messe falle aus, wenn eine solche Prozession mit der Allerheiligenlitanei vorausgeht.

(Martin Reinecke in: Dominus Vobiscum 10, 2015)

The Shrine of the Stowe Missal

Mittwoch, 10. Januar 2018

Das STUFENGEBET (2/15)



Frühe römische Liturgie

„Die frühe Liturgie der Stadt Rom liegt im Dunkel.“ Das älteste liturgische Dokument ist ein griechisches Gebet am Ende des 1. Clemens-Briefes an die Gemeinde in Korinth, worin ein Dankgebet für die Erlösung mit einem Bittgebet für die Anliegen der Kirche verbunden ist. Es dürfte sich deshalb um Anklänge an ein Eucharistiegebet handeln.

Ansonsten haben wir für die ersten Jahrhunderte lediglich Zitate liturgischer Texte bei einigen römischen Schriftstellern. Für diese frühe Zeit finden wir also kein Zeugnis, das uns Auskunft  über einen Bußakt der Gemeinde oder eine private Vorbereitung des Priesters auf die Meßfeier geben könnte.

Auch für die Zeit der Spätantike und das frühe Mittelalter ist die Quellenlage äußerst dürftig. Daran Schuld sind mehrere Brände und die blinde Zerstörungswut in den Unruhen der Völkerwanderung und vor allem im saeculum obscurum, im dunklen 10. Jahrhundert. Dabei ist das Archiv der römischen Kirche beim Lateran, das chartarium romanae ecclesiae, in dem die päpstlichen Urkunden und weitere wichtige Dokumente verwahrt wurden, sowie die bibliotheca cubiculi, in der die liturgischen Bücher aufbewahrt wurden, fast völlig vernichtet worden. Römisches Liturgiegut für diese Zeit finden wir deshalb vor allem in außerrömischen Quellen, so im sogenannten Leonianum, das wohl am Anfang des 7. Jahrhunderts in Verona entstand und eine (private)  Sammlung von Meßformularen (libelli missae) darstellt, die kaum für den liturgischen Gebrauch bestimmt war, und vor allem in Zeugnissen aus Irland.

(Martin Reinecke in: Dominus Vobiscum 10, 2015)

Dienstag, 9. Januar 2018

Das STUFENGEBET (1/15)

Von der Messe in der ordentlichen Form des römischen Ritus ist man es gewohnt, daß sie mit einem gemeinsamen Bußakt der Gemeinde beginnt. Der Bußakt kennt dort verschiedene Formen und enthält meist Elemente, die in der außerordentlichen Form ebenfalls vorkommen, aber in anderem Zusammenhang und mit völlig anderer Bedeutung, sogar das Kyrie eleison kann Teil des Bußaktes sein, das doch eher ein hymnischer Lobpreis der göttlichen Barmherzigkeit ist, die uns in der Messe zuteil wird.

Ein solcher Bußakt zu Beginn eines Gottesdienstes, und nicht nur der Messe, erscheint inzwischen als völlig normal und sinnvoll. Man meint, das müsse immer so gewesen sein. Doch ein Blick in die Geschichte der römischen Liturgie zeigt, daß dem nicht so war. Einen vergleichbaren Bußakt der Gemeinde zu Beginn der Messe gab es nie. Zwar weist schon die Didache gegen Ende des ersten Jahrhundert an: „Wenn ihr am Herrentag zusammenkommt, brecht das Brot und sagt Dank, nachdem ihr zuvor eure Übertretungen bekannt habt, damit euer Opfer rein sei.“ Doch für eine irgendwie gestaltete rituelle Ausgestaltung dieser Weisung gibt es in den ersten Jahrhunderten kein Zeugnis.

Wir werfen zunächst einen Blick in die Geschichte der Liturgie und fragen nach den Ursprüngen des Stufengebets und  seiner reich verzweigten Entwicklungsgeschichte. Anhand des geschichtlichen Befundes können wir dann die Frage nach seiner Bedeutung und Funktion im Rahmen der Vormesse beantworten.

(Martin Reinecke in: Dominus Vobiscum 10, 2015)

Das Stufengebet

Montag, 1. Januar 2018

Ein gesegnetes und gnadenreiches neues Jahr 2018

- wünschen wir allen Freunden und Unterstützern der Hl. Messe im traditionellen Ritus! Empfehlen wir uns zu Beginn des Jahres ganz besonders der Mutter Gottes und dem Hl. Geist (Litanei der göttlichen Vorsehung: http://bit.ly/2EjEeAB)!

Die Neujahrsmesse zum Fest der Beschneidung des Herrn findet heute 01.01.2018 um 18.00 Uhr (17.30 Rosenkranz) in St. Maria Rosenkranz statt. Herzliche Einladung dazu!

Angemerkt sei für alle Interessenten dieser wunderbare Tridentinische Kalender:
https://www.falkmedien.de/Tridentinischer-Kalender-2018-VEN…