Freitag, 11. September 2015

14. Sept. In Exaltatione S.Crucis (Fest Kreuzerhöhung)




Unterricht für das Fest der Erhöhung des heiligen Kreuzes


(14. September)

  
Was ist das für ein Fest?
Dieses Fest ist das jährliche Gedächtnis, das das Kreuz, an welchem Christus gestorben, in der von Konstantin dem Großen und seiner Mutter, der hl. Helena, zu Jerusalem erbauten heiligen Kreuzkirche zur öffentlichen Verehrung wiederaufgestellt, nachdem es vierzehn Jahre in Persien zurückbehalten gewesen.
 

Wann ist dies geschehen?
Dies geschah unter dem Kaiser Heraklios (+641), der das heilige Kreuz, welches von dem Perserkönige Cosroes nach Persien gebracht worden war, nach vierzehn Jahren wiedereroberte, nach Jerusalem zurückbrachte und selbst auf den Kalvarien trug, auf den es der Heiland getragen hatte. Als Heraklios angetan mit dem kaiserlichen Schmucke, aus Ehrfurcht das heilige Kreuz an den bestimmten Ort tragen wollte, konnte er dasselbe nicht weiterbringen, bis er auf Anraten des Patriarchen Zacharias den kaiserlichen Schmuck ablegte, sich schlecht kleidete, die Schuhe auszog und auf solche Art sich dem demütigen Heiland gleich machte.

Was sollen wir hieraus lernen?
Dass wer immer Christo ähnlich werden und ins Himmelreich eingehen will, vorerst sein Kreuz auf sich nehmen, die Pracht der Welt von sich entfernen, und in Demut und Geduld ihm nachfolgen müsse. Konnte schon beim Tragen des heiligen Kreuzes der Kaiser nicht an die bestimmte Stelle gelangen, weil er ein prächtiges Kreid trug; wie viel weniger wird der Christ bei weichlichem Leben in das Reich Gottes eingehen können?

Die heilige Messe.
Eingang wie am Feste der Auffindung des heiligen Kreuzes. (3. Mai)

Gebet der Kirche. O Gott! Der Du uns heute durch die jährliche Feier der Erhöhung des heiligen Kreuzes erfreuest; wir bitten Dich, verleihe uns, dass wir, die wir dessen Geheimnis auf Erden erkannt haben, de Preis seiner Erlösung auch im Himmel zu erhalten gewürdigt werden. Durch Jesum Christum, Deinen Sohn, unseres Herrn. Amen.

Lesung wie am Feste der Auffindung des heiligen Kreuzes. (3. Mai)
 
Evangelium nach dem hl. Johannes. (Jo 12, Vers 31-36)
In derselben Zeit sprach Jesus zu den Scharen der Juden: Jetzt ergeht das Gericht über die Welt; jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgestoßen. Und ich, wenn ich von der Erde erhöhet bin, werde alles an mich ziehen. Das sagte er aber, um anzudeuten, welches Todes er sterben werde. Da antwortete Ihm das Volk: Wir haben aus dem Gesetze gehört, dass Christus ewig bleibe; wie sagst Du denn: der Menschensohn muss erhöht werden? Wer ist dieser Menschensohn? Jesus aber antwortete ihnen: noch eine kurze Zeit ist das Licht bei euch. Wandelt, solange ihr das Licht habet, damit euch nicht Finsternis überfalle; denn wer in der Finsternis wandelt, der weiß nicht, wohin er geht. Glaubet an das Licht, solange ihr das Licht habet, damit ihr Kinder des Lichtes seid.

Was ist zu verstehen unter den Worten: „Jetzt ergeht das Gericht über die Welt?“
Der hl. Augustinus sagt: „Der Teufel besaß das Menschengeschlecht und behielt, vermöge der Sündenhandschrift, die der Strafe Schuldigen; er herrschte in den Herzen der Ungläubigen und schleppte die Betrogenen und Gefangenen dahin, dass sie den Schöpfer verlassend, das Geschöpf verehrten. Aber durch den Glauben an Christus, welcher durch dessen Tod und Auferstehung bestätigt worden ist, durch Christi zur Vergebung der Sünden vergossenes Blut werden Tausende der Gläubigen von der Herrschaft des Teufels befreit, dem Leibe Christi eingefügt und unter seinem so großen Haupte als treue Glieder durch den heiligen Geist belebt. Das nannte er das Gericht. Diese Aussonderung, diese Vertreibung des Teufels von seinen Erlösten.“

Was bedeuten die Worte: „Wenn ich erhöht sein werde?“
Christus versteht darunter seinen Tod zur Erlösung aller. Er wollte mit diesem Ausdruck andeuten, dass man sich an seinem Kreuztode nicht ärgern soll, da er ja eine Erhöhung, ein Sieg sei, der Sieg über die Herrschaft des Satans.

Was sagen die Worte: „Werde ich alles an mich ziehen?“
Das heißt: Christus wird durch seinen Tod am Kreuze alle, Juden und Heiden, dem Satan entziehen und mit sich vereinigen. „Ziehen“ sagt Jesus, um die Gewalt, womit der Satan unter seiner Dienstbarkeit zurückhält, ferner unter Unvermögen, uns aus eigener Kraft von dem Satan loszumachen, und endlich die Notwendigkeit seiner Gnade anzudeuten.

Warum verstanden die Juden die Worte von der Erhöhung nicht?
Das Gesetz und die Propheten reden zwar von der ewigen Herrschaft Christi, aber nicht minder deutlich von seinem Leiden und Sterben. Den Juden aber war das Kreuz ein Ärgernis; sie wollten nur von einem glorreichen Messias etwas wissen. Diese Verblendung war Schuld, dass sie die Rede Jesu, so wie die Prophezeiungen des alten Bundes nicht verstanden.

Was bedeuten die Worte: „Wandelt, solange ihr das Licht habet etc.“?
Das ist eine Warnung Jesu vor der Verblendung, und eine Mahnung, die Augen dem offenbaren Lichte seiner Lehre und seiner Wunder nicht zu verschließen. Bei den Juden war diese Mahnung umsonst, und bei uns? O wandeln wir, solange wir noch das Licht haben, wie lange noch, und die Nacht des Todes bricht über uns herein.

Gebet. O Herr Jesus Christus! Der Du uns am Stamme des Kreuzes von der Dienstbarkeit des Teufels befreit hast, erhöre uns arme Sünder, die wir von diesem heilsamen Zeichen des heiligen Kreuzes unsere Sünden erkennen und flehentlich um Verzeihung derselben bitten. Wir bitten Dich, Du wollest uns um Deines bitteren Leidens und Sterbens willen vor allem Übel und allen Gefahren behüten, dass wir in der Kraft Deines Todes der Arglist des bösen Feindes widerstehen und, von dem ewigen Tode befreit, das ewige Leben erlangen mögen. Amen.

Unterricht von der Kreuzweg-Andacht.

Was ist der heilige Kreuzweg?
Eine Andachtsübung, bei welcher man das Leiden und Sterben Jesu, besonders seinen letzten Lebensgang vom Hause des Pilatus bis zum Kalvarienberg betrachtet.

Wie ist diese Andacht entstanden?
Die beständige Überlieferung zeugt hierfür, dass nach Christi Himmelfahrt die zu Jerusalem wohnenden Christen, die durch das Leiden des göttlichen Erlösers geheiligten Orte besonders zu ehren pflegten. In späteren Zeiten eilten die Christen aus allen Welten Gegenden scharenweise zum Besuche derselben hin. Nachdem aber Jerusalem in die Hände der Ungläubigen gefallen und deshalb der Weg dahin äußerst gefährlich oft unmögllich geworden war, fingen die Söhne des hl. Franziskus von Assissi an, in ihren Kirchen die vierzehn Stationen des Kreuzweges aufzurichten, bei deren Betrachtung die Gläubigen im Geiste mit den Pilgern zu Jerusalem den Weg auf den Kalvarienberg gehen, erwägend, dass Jesus für die Menschen gelitten hat. Station heißt Standplatz, Ruhepunkt zur Betrachtung. Diese Andacht wurde von mehreren Päpsten geprüft, gutgeheißen, mit vielen Ablässen begünstigt und den Christen eifrig empfohlen. Man findet sie beinahe in jedem Gebetbuche.


Ist der Kreuzweg eine nützliche Andacht?
Es gibt gewiss keine nützlichere Übung für das Heil unserer Seelen, als diese. Was kann uns die Liebe Gottes und die Hässlichkeit der Sünde lebhafter vor Augen stellen, als das Leiden des Gottmenschen? Wie könnten wir noch hassen, wenn wir Jesus für seine Feinde beten hören? Wie der Weichlichkeit und Fleischeslust dienen, wen wir den göttlichen Heiland gegeißelt, mit Dornen gekrönt am Kreuze hangen sehen? Wie sollten wir gegen unser Kreuz murren, es unwillig tragen können, wenn wir bedenken, dass Jesus das Kreuz unschuldig für uns, die Schuldigen, auf sich nimmt. Wahrlich, wir würden nimmer sündigen, wir würden unsere Lauigkeit und Kälte verschwinden sehen, wie das Eis in der Wärme zerschmilzt, wir würden immer eifriger auf dem Tugendwege werden, sofern wir das Leiden Jesu recht betrachten.

Wie soll man den Kreuzweg besuchen?
Um den Kreuzweg recht zu besuchen und wahren Nutzen daraus zu ziehen, soll man aufmerksam, mit Andacht und Reue bei jeder Station betrachten, was Jesus für uns getan und gelitten hat. Man soll nämlich nicht bloß die bei jeder Station angegebenen Gebete und Betrachtungen hersagen, sondern dabei gleichsam ausruhen und zu Herzen nehmen, was da vorgestellt wird, damit unser Herz gerührt und zu heilsamen Entschlüssen bewogen werde. Um die Ablässe zu gewinnen, muss man sich befleißen, im Stande der Gnade zu sein; also wenigstens gleich anfangs eine vollkommene Reue über seine Sünden erwecken.

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R. P. Leonhard Goffine, Ord. Praem.

Unterrichts- und Erbauungsbuch oder
Katholische Handpostille
108. Auflage von 1912

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