Gott segne den neuen
Heiligen Vater!
Am Fest des heiligen
Joseph, des Schutzpatrons der ganzen Kirche, fand die Inaugurationsfeier statt;
Papst Franziskus erhielt das Pallium
und den Fischerring. Er ist der 266. Nachfolger des heiligen Petrus.
Beten wir für unseren
Heiligen Vater Franziskus!
Papst Franziskus
bei der feierlichen
Amtseinführung
mit dem Gnadenbild, das
einst
die brasilianischen
Gläubigen
dem Heiligen Stuhl
schenkten
|
Predigt von Papst
Franziskus
Ich danke dem
Herrn, dass ich diese heilige Messe zum feierlichen Beginn meines
Petrusdienstes am Hochfest des heiligen Josef, des Bräutigams der Jungfrau
Maria und Patrons der Weltkirche feiern kann: Es ist ein ganz bedeutungsreiches
Zusammentreffen, und es ist auch der Namenstag meines verehrten Vorgängers –
wir sind ihm nahe mit dem Gebet voller Liebe und Dankbarkeit.
Herzlich begrüße
ich meine Mitbrüder, die Kardinäle und Bischöfe, die Priester, Diakone,
Ordensleute und alle gläubigen Laien. Ich danke den Vertretern der anderen
Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften wie auch den Vertretern der jüdischen
Gemeinde und anderer Religionsgemeinschaften für ihre Anwesenheit. Meinen
herzlichen Gruß richte ich an die Staats- und Regierungschefs, an die
offiziellen Delegationen vieler Länder der Welt und an das diplomatische Korps.
Wir haben im
Evangelium gehört, dass Josef „tat, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte,
und nahm seine Frau zu sich“ (Mt
1,24). In diesen Worten ist schon die Aufgabe enthalten, die Gott dem Josef
anvertraut, nämlich custos –
Hüter – zu sein. Hüter von wem? Von Maria und Jesus; aber es ist eine Obhut,
die sich dann auf die Kirche ausweitet: Der selige Johannes Paul II. hat hervorgehoben,
dass „der hl. Josef so, wie er für Maria liebevoll Sorge trug und sich voll
Freude und Eifer der Erziehung Jesu Christi widmete, seinen mystischen Leib,
die Kirche, deren Gestalt und Vorbild die heilige Jungfrau ist, hütet und
beschützt“ (Apostolisches Schreiben Redemptoris
Custos, 1).
Wie führt Josef
diese Hüter-Tätigkeit aus? Rücksichtsvoll, demütig, im Stillen, aber beständig
gegenwärtig und in absoluter Treue, auch dann, wenn er nicht versteht. Von der
Heimholung Marias bis zur Episode des zwölfjährigen Jesus im Tempel von
Jerusalem begleitet er fürsorglich und liebevoll jeden Moment. Er steht Maria,
seiner Braut, in den unbeschwerten wie in den schwierigen Momenten des Lebens
zur Seite, auf der Reise nach Bethlehem zur Volkszählung und in den bangen und
frohen Stunden der Geburt; im dramatischen Moment der Flucht nach Ägypten und
bei der sorgenvollen Suche des Sohnes, der im Tempel geblieben war; und dann im
Alltag des Hauses in Nazaret, in der Werkstatt, wo er Jesus das Handwerk
gelehrt hat.
Wie lebt Josef
seine Berufung als Hüter von Maria, Jesus und der Kirche? In der ständigen
Aufmerksamkeit gegenüber Gott, offen für dessen Zeichen, verfügbar für dessen
Plan, dem er den eigenen unterordnet. Es ist das, was Gott von David verlangt,
wie wir in der ersten Lesung gehört haben: Gott will nicht ein vom Menschen
gebautes Haus, sondern er wünscht sich die Treue zu seinem Wort, zu seinem
Plan. Und Gott selbst ist es dann, der das Haus baut, aber aus lebendigen, von
seinem Geist gekennzeichneten Steinen. Und Josef ist „Hüter“, weil er auf Gott
zu hören versteht, sich von seinem Willen leiten lässt. Und gerade deshalb ist
er noch einfühlsamer für die ihm anvertrauten Menschen, weiß mit Realismus die
Ereignisse zu deuten, ist aufmerksam auf seine Umgebung und versteht die
klügsten Entscheidungen zu treffen. An ihm sehen wir, liebe Freunde, wie man
auf den Ruf Gottes antwortet: verfügbar und unverzüglich; aber wir sehen auch,
welches die Mitte der christlichen Berufung ist: Christus! Hüten wir
Christus in unserem Leben, um die anderen zu behüten, um die Schöpfung zu
bewahren!
Die Berufung zum
Hüten geht jedoch nicht nur uns Christen an; sie hat eine Dimension, die
vorausgeht und die einfach menschlich ist, die alle betrifft. Sie besteht
darin, die gesamte Schöpfung, die Schönheit der Schöpfung zu bewahren, wie uns
im Buch Genesis gesagt wird und wie es uns der heilige Franziskus von Assisi
gezeigt hat: Sie besteht darin, Achtung zu haben vor jedem Geschöpf Gottes und
vor der Umwelt, in der wir leben. Die Menschen zu hüten, sich um alle zu
kümmern, um jeden Einzelnen, mit Liebe, besonders um die Kinder, die alten
Menschen, um die, welche schwächer sind und oft in unserem Herzen an den Rand
gedrängt werden. Sie besteht darin, in der Familie aufeinander zu achten: Die
Eheleute behüten sich gegenseitig, als Eltern kümmern sie sich dann um die
Kinder, und mit der Zeit werden auch die Kinder zu Hütern ihrer Eltern. Sie
besteht darin, die Freundschaften in Aufrichtigkeit zu leben; sie sind ein
Einander-Behüten in Vertrautheit, gegenseitiger Achtung und im Guten. Im Grunde
ist alles der Obhut des Menschen anvertraut, und das ist eine Verantwortung,
die alle betrifft. Seid Hüter der Gaben Gottes!
Und wenn der Mensch
dieser Verantwortung nicht nachkommt, wenn wir uns nicht um die Schöpfung und
um die Mitmenschen kümmern, dann gewinnt die Zerstörung Raum, und das Herz
verdorrt. In jeder Epoche der Geschichte gibt es leider solche „Herodes“, die
Pläne des Todes schmieden, das Gesicht des Menschen zerstören und entstellen.
Alle
Verantwortungsträger auf wirtschaftlichem, politischem und sozialem Gebiet,
alle Männer und Frauen guten Willens möchte ich herzlich bitten: Lasst uns
„Hüter“ der Schöpfung, des in die Natur hineingelegten Planes Gottes sein,
Hüter des anderen, der Umwelt; lassen wir nicht zu, dass Zeichen der Zerstörung
und des Todes den Weg dieser unserer Welt begleiten! Doch um zu „behüten“,
müssen wir auch auf uns selber Acht geben! Erinnern wir uns daran, dass Hass,
Neid und Hochmut das Leben verunreinigen! Hüten bedeutet also, über unsere
Gefühle, über unser Herz zu wachen, denn von dort gehen unsere guten und bösen
Absichten aus: die, welche aufbauen, und die, welche zerstören! Wir dürfen
keine Angst haben vor der Güte, ja, nicht einmal vor der Zärtlichkeit!
Und hier füge ich
noch eine letzte Anmerkung hinzu: Das sich Kümmern, das Hüten verlangt Güte, es
verlangt, mit Zärtlichkeit gelebt zu werden. In den Evangelien erscheint Josef
als ein starker, mutiger, arbeitsamer Mann, aber in seinem Innern zeigt sich eine
große Zärtlichkeit, die nicht etwa die Tugend des Schwachen ist, nein, im
Gegenteil: Sie deutet auf eine Seelenstärke hin und auf die Fähigkeit zu
Aufmerksamkeit, zu Mitleid, zu wahrer Öffnung für den anderen, zu Liebe. Wir
dürfen uns nicht fürchten vor Güte, vor Zärtlichkeit!
Heute feiern wir
zusammen mit dem Fest des heiligen Josef die Amtseinführung des neuen Bischofs
von Rom, des Nachfolgers Petri – ein Amt, das auch Macht beinhaltet. Gewiss,
Jesus Christus hat Petrus Macht verliehen, aber um was für eine Macht handelt
es sich? Auf die dreifache Frage Jesu an Petrus über die Liebe folgt die
dreifache Aufforderung: Weide meine Lämmer, weide meine Schafe. Vergessen wir
nie, dass die wahre Macht der Dienst ist und dass auch der Papst, um seine
Macht auszuüben, immer mehr in jenen Dienst eintreten muss, der seinen
leuchtenden Höhepunkt am Kreuz hat; dass er auf den demütigen, konkreten, von
Glauben erfüllten Dienst des heiligen Josef schauen und wie er die Arme
ausbreiten muss, um das ganze Volk Gottes zu hüten und mit Liebe und
Zärtlichkeit die gesamte Menschheit anzunehmen, besonders die Ärmsten, die
Schwächsten, die Geringsten, diejenigen, die Matthäus im Letzten Gericht über
die Liebe beschreibt: die Hungernden, die Durstigen, die Fremden, die Nackten, die
Kranken, die Gefangenen (vgl. Mt
25, 31-46). Nur wer mit Liebe dient, weiß zu behüten!
In der zweiten
Lesung spricht der heilige Paulus von Abraham, der „gegen alle Hoffnung … voll
Hoffnung geglaubt“ hat (Röm
4,18). Gegen alle Hoffnung voll Hoffnung! Auch heute, angesichts so vieler
Wegstrecken mit grauem Himmel, haben wir es nötig, das Licht der Hoffnung zu
sehen, selber Hoffnung zu geben. Die Schöpfung zu bewahren, jeden Mann und jede
Frau zu behüten mit einem Blick voller Zärtlichkeit und Liebe, bedeutet, den
Horizont der Hoffnung zu öffnen, bedeutet, all die Wolken aufzureißen für einen
Lichtstrahl, bedeutet, die Wärme der Hoffnung zu bringen! Und für den
Glaubenden, für uns Christen – wie schon für Abraham und für den
heiligen Josef – hat die Hoffnung, die wir bringen, den Horizont Gottes, der
uns in Christus aufgetan ist; ist die Hoffnung auf den Felsen gegründet,
der Gott ist.
Jesus mit Maria zu
behüten, die gesamte Schöpfung zu behüten, jeden Menschen zu behüten, besonders
den Ärmsten, uns selber zu behüten: das ist ein Dienst, den zu erfüllen der
Bischof von Rom berufen ist, zu dem wir aber alle berufen sind, um den Stern
der Hoffnung leuchten zu lassen: Hüten wir mit Liebe, was Gott uns geschenkt
hat!
Ich bitte um die
Fürsprache der Jungfrau Maria, des heiligen Josef, der heiligen Petrus und
Paulus, des heiligen Franziskus, dass der Heilige Geist meinen Dienst begleite,
und zu euch allen sage ich: Betet für mich! Amen.
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