Samstag, 4. Juli 2015

Der heilige Vitus - Brandaktuell



Der heilige Vitus - Brandaktuell


In Anbetracht der im Nahen Osten andauernden bestialischen Christenverfolgungen ist das Martyrium des Heiligen Vitus in seinen Facetten bedrückend aktuell. Es sollte all Jene, die Heiligengeschichten für Legenden halten, die brutale Realität vor Augen führen. Gestern und heute.

Nachfolgend die überlieferte Geschichte des Heiligen Vitus:

15. Juni

Die heiligen Vitus, Modestus und Kreszentia, Märtyrer


Der heilige Vitus stammte aus einer vornehmen heidnischen Familie in Sizilien und wurde gegen das Ende des dritten Jahrhunderts zu Mazara geboren.
Sein Vater Hylas übergab ihn als Kind schon frühzeitig dem Modestus und der Kreszentia, einem frommen und christlichen Ehepaare, zur Erziehung. Damals nämlich kümmerten sich die Reichen in der Regel selbst wenig um die Erziehung  ihrer Kinder und überließen dieselbe meistens den Sklaven. Modestus und Kreszentia machten es sich zur Hauptsorge, den ihnen anbefohlenen Pflegling nicht nur leiblich, sondern auch geistig zu fördern. So trugen Sie das Kind heimlich zu einem Priester und ließen es taufen. Als es getauft war, fasste Kreszentia es in die Arme, küsste es und sprach: „Jetzt, o dreieiniger Gott, gib Deinen Segen dazu, das dieses Kind, welches heute den wahren Glauben empfangen hat, darin wachse und durch seinen Wandel würdig werde, einzugehen in Dein Reich, das Du ihm verheißen hast.“
Die Pflegeeltern ließen es sich dann auch sehr angelegen sein, dem kleinen Vitus die beseligende Lehre des christlichen Glaubens allmählich beizubringen.
Vitus wuchs zur Freude derselben heran und nahm wie an Jahren, so auch an Gottesfurcht, Sittsamkeit und jeder liebenswürdigen Tugend zu. Schon als zwölfjähriger Knabe besaß er die Wundergabe, und der allgemeine Ruf bezeichnete Ihn als einen heiligen, vollkommenen Christen. So konnte es seinem heidnischen Vater auch nicht lange mehr ein Geheimnis bleiben, zu welcher Religion sich Vitus bekenne. Da aber der Vater die christliche Religion und Ihre Anhänger über alles haste, so kann man leicht denken, wie sehr er deswegen über seinen Sohn aufgebracht war. Er berief in vor sich, und machte ihm die bittersten Vorwürfe und verlangte von Ihm, dass er die christliche Religion abschwöre und zum Dienste der Götter wieder zurückkehren sollte. Vitus aber antwortete dem erzürnten Vater mit edler Sanftmut: „O mein Vater! Möchtest Du doch, wie ich, Jesum Christum, den wahren Gott, den Sohn des lebendigen Gottes, erkennen und anbeten! Er ist das Lamm Gottes, welches die Sünden der Welt hinwegnimmt. Um uns zu erlösen und selig zu machen, starb Er am Kreuz, nichts wird die Liebe zu Ihm meinem Herzen mehr entreißen können.“ Durch diese Worte wurde der Vater nur noch mehr aufgebracht; er misshandelte den Knaben auf das grausamste, und da er mit allem nichts ausrichtete, so übergab er ihn dem Statthalter Balerian, damit dieser nach den Verordnungen des Kaisers mit ihm verfahren solle.
Der Statthalter ließ kein Mittel unversucht, um Vitus zum Abfall zu bewegen. Da gütiges zureden nichts half, befahl er, ihn mit Ruten zu peitschen. Schon wollten die Henker damit beginnen, als ihnen und Balerian die Hände erstarrten. Der Statthalter schrieb dieses der Zauberei zu, rief aber dennoch den Vitus um Hülfe an. Dieser machte das heilige Kreuzzeichnen über die erstarrten Glieder, und sogleich waren sie geheilt.
Der Statthalter schickte ihn daher zum Vater zurück und ließ diesem sagen, er sollte ja kein Mittel unversucht lassen, den Knaben zum Abfall zu bringen, denn es handelt sich hier um die Ehre der Götter und um die Heiligkeit der kaiserlichen Verordnung.
Der Vater verfiel nun auf ein anderes Mittel, die Standhaftigkeit seines Sohnes zu beugen und ihm nach seinem Willen zu lenken. Er wurde gegen Vitus äußerst schmeichelhaft, verschaffte ihm alle möglichen Vergnügungen und gab endlich unverschämten Weibspersonen den Auftrag, seinen Sohn zur Unzucht zu verführen. Eines Tages führte er Ihn in ein prächtiges Zimmer und verschloss hinter ihm die Türe. Als sich Vitus umsah, erblickte er zu seinem Schrecken frech gekleidete Mädchen, die ihn durch ihre Liebkosungen zur Sünde einluden. Allein Vitus warf sich voll Abscheu darüber auf die Knie und rief Gott um Hülfe an. Ein himmlischer Glanz erfüllte da plötzlich das Zimmer, und der Engel des Herrn stellte sich an die Seite des Jünglings, so dass keine der frechen Personen sich ihm zu nahen wagte. Hylas hatte durch eine Öffnung dieses gesehen. Da wurden plötzlich seine Augen von dem stechendsten Schmerz ergriffen, so dass er laut aufschrie. Darüber eilte Vitus herbei, machte das Kreuzzeichen über die Augen des Vaters und der Schmerz war weg. Der Vater aber wurde dadurch nicht zur Besinnung gebracht. Er hielt von jetzt an seinen Sohn für einen Zauberer und übte noch ärgere Grausamkeiten gegen ihn. Da wurden Modestus und Kreszentia von Gott ermahnt dem unnatürlichen Vater seinen Sohn durch die Flucht zu entziehen. Alle drei fuhren auf einem Schiffe nach Italien und landeten glücklich im Königreich Neapel an dem Vorgebirge, das noch heute den Namen des Heiligen führt. Aber sie fanden auch hier die gesuchte Sicherheit nicht. Ihr Wandel, ihr Glaubenseifer und die Wundergabe, womit ihnen der Herr Zeugnis gab, offenbarte sie bald als Christen. So geschah es, dass sie auf Befehl des Kaisers Diokletian ergriffen und vor dessen Richterstuhl geführt wurden. An den drei Bekennern wurden, wie gewöhnlich, zuerst Schmeicheleien, dann Drohungen und Misshandlungen versucht; da aber alles umsonst war, wurden sie in einen schauerlichen Kerker geworfen. Die Heiligen jedoch erfüllten das Dunkel des Gefängnisses mit Lobpreisungen Gottes. Sie wurden hierauf von dem erzürnten Kaiser zum Kampfe mit wilden Tieren verurteilt. Der Kaiser selbst begab sich auf den Schauplatz: „Nun wollen wir sehen, ob Euer Gott Euch aus meinen Händen erretten kann.“
Vitus erwiderte ihm: „Wir wollen Deiner Wut ganz ruhig zusehen. Wir haben durch die Gnade Jesu Christi den Geist der Einfalt erhalten und sind sanftmütig wie die Tauben; denn auch er, unser Lehrer und unser Vorbild, ist gütig; und die seine Jünger werden wollen, müssen, wie er, sanftmütig und von Herzen demütig sein. Er gibt denen, die sich ihm weihen, seine Sanftmut und Geduld; er macht sie sanft wie Lämmern inmitten der Wölfe, die wider sie wüten. Er ist ein guter und zugleich allmächtiger Hirt, dem niemand seine Schafe entreißen kann. Ich verlange zwar nicht länger zu leben, aber habe ich ein Vorgefühl, dass dieser oberste Hirt mich gegen die Gewalt Deiner Löwen schützen werde.“ Der wutentbrannte Kaiser befahl nun einen grimmigen Löwen loszulassen. Dieser aber vergaß seine Wildheit und legte sich wie ein sanftes Lamm zu den Füßen der drei Bekenner nieder.
Diokletian, durch dieses Wunder noch mehr verhärtet, befahl hierauf, sie durch Feuer zu quälen. Sogleich brachte man einen mit Blei und Pech gefüllten Kessel zum sieden, und warf den standhaften Vitus mit seinen Erziehern entkleidet hinein. Doch gleichwie einst die drei Jünglinge im Feuerofen zu Babylon, so priesen auch sie, unangefochten von Hitze und Feuer, die Macht und Größe Gottes und seines eingeborenen Sohnes Jesu Christi. Weil ihnen nun das Feuer nicht schadete, so brachte man sie auf die Folterbank und zerfleischte sie so, dass man ihre Eingeweide sehen konnte. Da beteten sie: „Oh Gott! Errette uns durch die Macht Deines Namens!“ Und siehe, ein Engel  erlöste sie von den Qualen, und der Herr nahm sie auf ihr Gebet in sein ewiges Reich auf. Eine fromme Christin namens Florentia, beerdigte die Leiber der Heiligen, welche um das Jahr 300 den Martertod erlitten. Die Reliquien des heiligen Vitus werden jetzt in der prächtigen, zu seiner Ehre erbauten Kirche zu Prag aufbewahrt. Auch Straubing besitzt eine sehr schöne, zu Ehren des heiligen Vitus erbaute Kirche. Dieser Heilige wird in ganz Deutschland viel verehrt und besonders gegen die Fallsucht (Epilepsie) angerufen.

Leben der Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres

Von P. Matthäus Vogel (SJ)

Druck und Verlag Missionsdruckerei in Steyl 1906

Kaldenkirchen

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